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Gesundheit & Prävention​

Schlafstörungen bei Ärzten im Schichtdienst

5 Min.
Christoph Schäfer
von Christoph Schäfer
Kommunikation
Übermüdung verringert die kognitive Leistungsfähigkeit, insbesondere Konzentration, Geschicklichkeit und Risikobewusstsein

Einschlafprobleme und Durch­schlaf­störungen unter Ärztinnen und Ärzten sind aufgrund von Nacht-, Bereitschafts- und Schichtdiensten weit verbreitet. Dies führt nicht nur zu einer erhöhten Anfälligkeit für Burnout und einem Leistungsabfall bei den Betroffenen selbst, sondern stellt auch ein Risiko für die Patienten dar: Die Gefahr von Behandlungsfehlern steigt, wie eine Studie mit über 11.000 US-Medizinern verschiedener Fach­richtungen und Ausbildungsstufen aufzeigt [1]. In diesem Interview sprechen wir mit Prof. Dr. Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlaf­medizinischen Zentrums an der Charité in Berlin.

Prof. Dr. Ingo Fietze über Schlafprobleme unter Ärzten

Herr Prof. Fietze, was macht ein Schlafmediziner genau?
Ein Schlafmediziner kümmert sich um Menschen mit Schlafproblemen. Diese gehen von A wie Albtraum bis Z wie Zähneknirschen und können jeden betreffen, egal ob jung oder alt. Wir sind eine der wenigen medizinischen Einrichtungen in Deutschland, wo diese Menschen eine Anlaufstelle haben, um ihre Schlafprobleme professionell behandeln zu lassen. Wer also Schlafprobleme hat und sich dadurch nicht mehr erholt fühlt, kommt oft zu uns. 
Was zeichnet guten Schlaf aus und warum ist er so wichtig für unsere Gesundheit? 
Einfach ausgedrückt: Wenn ich morgens gut erholt aufwache und ohne Probleme 16 Stunden durch den Tag komme, ist das ein Anzeichen für guten Schlaf. Aber gemeinhin gibt es natürlich einige Faktoren, die guten Schlaf definieren. Zum einen die Schlafdauer, die zwischen siebeneinhalb und achteinhalb Stunden betragen sollte, und zum anderen die Schlafqualität. Diese bemisst sich aus ausreichend Tief- und Traumschlaf.

Prof. Dr. med. Ingo Fietze
Foto: Gene Glover/Agentur Focus

Prof. Dr. med. Ingo Fietze

ist Oberarzt für Innere Medizin und als Schlafmediziner und Schlafforscher Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité. Er gehörte viele Jahre zum Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin und ist jetzt Vorsitzender der Deutschen Stiftung Schlaf.

Diagnose von Schlafstörungen

Wie werden Störungen beim Schlafen diagnostiziert?
Es gibt Schlafstörungen, die diagnostizieren wir anhand eines Fragebogens. Dazu zählt beispielsweise das Restless-Legs-Syndrom. Dann gibt es wiederum Schlaferkrankungen, bei denen wir Messungen durchführen und Schnarchen oder Atemaussetzer während des Schlafs protokollieren. Das kann zu Hause gemacht werden oder im Schlaflabor. Bei Insomnie ist es umstritten, ob diese Störung gemessen werden muss oder nicht. Wenn jemand zwei Stunden braucht, um nachts einzuschlafen, dann benötigen wir keine Messung. Das ist eine klare Einschlafstörung. Wenn jemand jede Nacht aufwacht, kann das verschiedene Ursachen haben. Da müssten wir dann im Schlaflabor untersuchen. 

Laut Statista leiden 43 Prozent der Deutschen an Schlafstörungen? Warum ist das so?

Schlafstörungen waren zwar schon immer ein Problem, aber sie nehmen seit Jahren zu. Das liegt daran, dass die Auslöser dafür zunehmen. Zu diesen Triggern gehören Depressionen, Existenzängste, Stress, die Covidpandemie, Drogenkonsum etc. Eine weitere natürliche Ursache ist die alternde Gesellschaft. Chronische Erkrankungen werden im Alter nicht besser und je älter die Gesellschaft ist, desto verbreiteter sind Schlafstörungen. Aber auch Vitaminmangel, Wechseljahre bei Frauen sowie psychische Erkrankungen können den Schlaf negativ beeinträchtigen.

Podcast-Tipp - Prof. Ingo Fietze und Schau||spieler Jan Josef Liefers im neuen WDR-Podcast „Somno||versum“

Podcast-Tipp

Prof. Ingo Fietze und Schau­spieler Jan Josef Liefers im neuen WDR-Podcast „Somno­versum“

Frühaufsteher, Langschläfer, Tagschläfer, Nachtschläfer, Schnarchnasen, Schlafwandler oder Schlaflose – so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ist auch ihre Art zu schlafen. Der neue wöchentliche zwölfteilige WDR-Podcast „Somnoversum – Besser schlafen mit Liefers und Fietze“ ist – passend zum individuellen Schlaf-Typ – ab dem 31. Januar 2025 rund um die Uhr in der ARD Audiothek und allen gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Podcast-Tipp - Prof. Ingo Fietze und Schau||spieler Jan Josef Liefers im neuen WDR-Podcast „Somno||versum“

Gesundheitliche Folgen von schlechtem Schlaf

Welche gesundheitlichen Folgen kann schlechter Schlaf haben?
Eine schlechte Nacht hat noch keine großen Auswirkungen. Der Stand der Wissenschaft ist aktuell, dass wer länger als ein Jahr zu kurz oder schlecht schläft, gesundheitliche Folgen fürchten muss. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Alzheimer, Demenz und Krebs sind nur einige der Folgeerkrankungen, die auf dauerhaft schlechten Schlaf zurückzuführen sind. Hauptsächlich leiden das Immunsystem, Psyche, Herz-Kreislauf-System und der Metabolismus. Insgesamt kann schlechter Schlaf mit fast allen möglichen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden.

Wie werden Schlafstörungen behandelt? Welche Therapien gibt es?
Das Wichtigste ist: Je eher man etwas dagegen tut, desto besser. Auch präventiv können Menschen mit schlechter Schlafveranlagung bereits tätig werden. Da es sich in der Regel um chronische Erkrankungen handelt, müssen diese auch chronisch therapiert werden. Bei gewissen Schlafstörungen wie der Schlafapnoe haben wir im Moment nur nicht medikamentöse Lösungen. Dabei helfen Beatmungstherapie oder eine Unterkieferschiene. Bei anderen Störungen, wie zum Beispiel beim Restless-Legs-Syndrom oder der Insomnie, gibt es im Moment nur medikamentöse Lösungen. Hierbei gibt es jedoch mehrere Möglichkeiten und am Ende entscheidet die Ärztin oder der Arzt aufgrund des Ausprägungsgrades der Erkrankung, welches Medikament zum Einsatz kommt.

TIPP - Berufsunfähigkeit bei Ärztinnen und Ärzten

TIPP

Berufsunfähigkeit bei Ärztinnen und Ärzten

Ärztinnen und Ärzte brauchen eine Berufsunfähigkeits­versicherung, die nahtlos an die Leistung ihres Versorgungswerks anschließt. Gleiches gilt für Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker.

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Was können Ärzte tun?

Wie wichtig ist die Aufklärung über eine gute Schlafgesundheit und was kann die Ärzteschaft tun, um das Bewusstsein ihrer Patientinnen und Patienten – und auch bei sich selbst – für einen guten und gesunden Schlaf zu schärfen?
Das Problem ist, dass viele Ärztinnen und Ärzte zu wenig über Schlaf wissen, da er jahrzehntelang nicht gelehrt worden ist an den Universitäten. Es fehlt zudem an Fort- und Weiterbildungen zu diesem Thema, dabei spielt gesunder Schlaf für die Gesundheit eine entscheidende Rolle. Aber selbst, wenn das Grundwissen marginal ist, sollten Ärztinnen und Ärzte anfangen, bei er Anamnese zu fragen: „Schlafen Sie gut?“. Zwei bis drei Fragen zum Schlaf reichen eigentlich aus, um das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen. Das sollte unbedingt Teil einer gründlichen Anamnese sein.

Wie sieht es mit der Schlafqualität von Ärztinnen und Ärzten aus? Schlafen sie besser oder schlechter als andere Menschen? Gerade auch in Hinblick auf Schichtdienste und Schlaf in Bereitschaftsräumen.

Natürlich trifft schlechter Schlaf auch Ärztinnen und Ärzte. Es gibt zwar noch keine Untersuchungen, ob Menschen in medizinischen Berufen im Besonderen schlechter schlafen, aber man weiß, dass sich Schichtarbeit auf den Schlaf negativ auswirkt. Schicht- und Bereitschaftsdienste sind für gesunden Schlaf nicht förderlich und dadurch haben Medizinerinnen und Mediziner ein chronisches Schlafdefizit. Wer generell ein schlechter Schläfer ist, sollte nicht in einem Beruf mit Schichtbetrieb arbeiten.

„Wer grundsätzlich schlecht schläft, muss unbedingt raus aus dem Schichtbetrieb.“
Bei Schlafapnoe kann eine Schlafmaske helfen; Foto: Gene Glover/Agentur Focus

„Wer grundsätzlich schlecht schläft, muss unbedingt raus aus dem Schichtbetrieb.“

Prof. Dr. Ingo Fietze

„Wer grundsätzlich schlecht schläft, muss unbedingt raus aus dem Schichtbetrieb.“
Bei Schlafapnoe kann eine Schlafmaske helfen; Foto: Gene Glover/Agentur Focus

Auswirkungen von Schlafstörungen auf die Arbeitsleistung

Wie können sich Schlafstörungen auf die Arbeitsfähigkeit von Ärztinnen und Ärzten auswirken?
Ein schlechter Schlaf wirkt sich negativ auf die Arbeitsfähigkeit aus. Gerade bei medizinischem Personal führt eine Schlafstörung zu einem Mangel an Konzentration, Genauigkeit, Geschicklichkeit, Reaktionsvermögen und geistiger Leistungsfähigkeit. Gerade in diesem Beruf kann schlechter Schlaf ein großes Risiko darstellen.
Welche Warnsignale sollten Ärztinnen und Ärzte ernst nehmen, wenn es um ihre eigene Schlafgesundheit geht?
Ärztinnen und Ärzte wissen, wie sie sich gesund ernähren und wie sie sich fit halten und genauso sollten sie darüber Bescheid wissen, was gesunder Schlaf bedeutet. Wenn Ärztinnen und Ärzte merken, dass sie über einen längeren Zeitraum nicht genügend Schlaf bekommen und die Schlafqualität insgesamt leidet, sollte gehandelt werden. Wer grundsätzlich schlecht schläft, muss unbedingt raus aus dem Schichtbetrieb. Das wird sonst auf Dauer zu ernsten gesundheitlichen Schäden führen.
Was können Ärztinnen und Ärzte konkret tun, um ihre Schlafgesundheit zu verbessern und das Risiko von Folgeerkrankungen zu vermeiden oder zu verringern?
Zuerst einmal sollten Ärztinnen und Ärzte an freien Tagen die Gelegenheit nutzen und ausschlafen. Zudem sollte der Schlaf komfortabel sein. Wenn mein Partner schnarcht, hat das Auswirkungen auf meinen Schlaf und verringert die Schlafqualität. Wenn möglich sollten sie die Regelmäßigkeit des Schlaffensters beachten und immer zu einer ähnlichen Zeit ins Bett gehen. Auch ein kurzer Powernap ist durchaus hilfreich. 

Berufsunfähig: Meist ist die Psyche schuld

Was tun, wenn man berufsunfähig wird? Im Ernstfall hilft die Berufsunfähig­keits­versicherung weiter. Mit finanzieller Unterstützung und einer individuellen Beratung. Haben Sie Fragen zum Berufsunfähigkeitsschutz? Ihr Berater bzw. Ihre Beraterin der Deutschen Ärzte Finanz informiert Sie gern persönlich. 

Diese Versicherung  lässt Sie gut schlafen

Medizinerinnen und Mediziner sind in ihrer oft hektischen und anspruchsvollen Arbeitswelt vielen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Lange und unregelmäßige Arbeitszeiten, hohe Verantwortung und konstanter Druck können auf Dauer zu gesundheitlichen Belastungen führen. Eine rechtzeitige Absicherung für den Fall einer Berufsunfähigkeit ist deshalb unabdingbar, um die  finanzielle Sicherheit nicht zu gefährden. Auch wenn der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung bei allen Ärztinnen und Ärzten in der Regel eine Selbstverständlichkeit ist, wird häufig vergessen, die Versicherung auch anzupassen. Denn im Laufe der Jahre erhöht sich das Einkommen, während der Versicherungsschutz stagniert. Dadurch ergeben sich häufig große Einkommenslücken. Ärztinnen und Ärzte mit einem monatlichen Einkommen von 10.500 Euro würden bei einer anfänglich versicherten Monatsrente von 2.000 Euro brutto nur 1.850 netto erhalten. Die Einkommenslücke wäre also enorm. Eine regelmäßige Erhöhung der Berufsunfähigkeitsrente verhindert ein böses Erwachen, wenn der Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausgeübt werden kann. 
Fazit: Lassen Sie Ihren  Versicherungsschutz regelmäßig überprüfen. 

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