Mit ihrer Studie zur App-basierten Nachsorge für adipöse Patientinnen und Patienten nach gewichtsreduzierender Operation konnte Sophie B. Ueter im vergangenen Jahr die Fachjury überzeugen.
Sophie B. Ueter studiert seit dem Wintersemester 2019 Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit Mai 2022 setzt sie ihr Studium aus und arbeitet am Adipositas Zentrum Rhein-Neckar der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Mannheim unter Betreuung von Herrn Prof. Dr. med. Mirko Otto und Frau PD Dr. med. Cui Yang an ihrer Promotion. Inhalt der Dissertation ist die digitale Nachsorge bei Patientinnen und Patienten nach bariatrischen Eingriffen.
Hierzu begleitet sie die auf 12 Monate ausgelegte Studie „BELLA plus“ mit 500 bariatrisch operierten Patientinnen und Patienten. Diese Studie baut auf der nicht randomisierten monozentrischen Pilotstudie „BELLA“ auf, die eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Otto im Jahr 2019 durchgeführt hatte. Darin konnte bereits nachgewiesen werden, dass eine digitale Nachsorge nach bariatrischen Eingriffen möglich ist. Im Rahmen der Promotion erfolgt nun eine multizentrische, randomisierte Studie zur Verifizierung der früheren Schlussfolgerungen. Zielsetzung war es, den wissenschaftlichen Nachweis zu liefern, dass eine App-basierte Nachsorge nach einer bariatrischen OP genauso wirksam ist, wie die Standardnachsorge.
Sophie B. Ueter konnte die Fachjury mit der Präsentation ihrer klar strukturierten Projektskizze überzeugen. Ihre Dissertation hat deutliche klinische Relevanz – laut dem Deutschen Ärzteblatt lag die Zahl bariatrischer Operationen in Deutschland im Jahr 2014 bei knapp 10.000 und im Jahr 2022 bereits bei rund 20.000 – und verfolgt einen innovativen Ansatz mit direktem Bezug zur digitalen Medizin. Auch der gut strukturierte Zeitplan zur praktikablen Umsetzung des Forschungsprojektes sowie die Tatsache, dass dieses auf den Vorerfahrungen aus einer Pilotstudie aufbaut, fielen bei der Entscheidung positiv ins Gewicht.
Adipositas ist ein zunehmendes Problem weltweit. Der Anteil der übergewichtigen und adipösen Bevölkerung steigt kontinuierlich. In Deutschland sind, nach der aktuellen Erhebung des Robert-Koch-Instituts im Rahmen der Studie Gesundheit in Deutschland, derzeit 46,6% der Frauen und 60,5% der Männer über 18 Jahren übergewichtig, mit einem Body-Mass-Index von 25 kg/m² oder mehr. 19,0% der Frauen bzw. 19,1% der Männer weisen einen BMI von 30 kg/m² oder mehr auf und haben somit die Grenze zur Adipositas überschritten. Das Übergewicht geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für andere Erkrankungen einher, wie zum Beispiel für Diabetes mellitus Typ 2, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Bluthochdruck oder Arthrose des Kniegelenks. Die bariatrische Chirurgie ist die effektivste und dauerhafteste Therapie für Patientinnen und Patienten mit morbider Adipositas.“
Entscheidend für den Erfolg bariatrischer Eingriffe, bezüglich des Gewichtsverlusts, der Früherkennung der Komplikationen und des Monitorings von Begleiterkrankungen, sei vor allem die lebenslange Nachsorge, betont Sophie B. Ueter. „Bariatrische Operationen sind mit potenziellen kurz- und langfristigen Komplikationen verbunden, die in der Nachsorge frühzeitig entdeckt werden können. Die Einhaltung eines Follow-Up Programms ist entscheidend, um den Gewichtsverlust zu verbessern und aufrecht zu erhalten.“ Jedoch würden Kotrolltermine oftmals nicht eingehalten. „Einer der häufigsten Gründe für die Abwesenheit in den Kontrollterminen ist der lange Anfahrtsweg. Eine mögliche Lösung in der heutigen Zeit ist eine digitale Nachsorge mittels einer mobilen Applikation. Über diese werden die Patientinnen und Patienten in regelmäßigen Abständen mittels Fragebögen zu ihrem allgemeinen Befinden, Schmerzsituation und spezifischen Komplikationen befragt. Sie erhalten Feedback, werden an die Einnahme ihrer Multivitamintabletten und ihre sportliche Bestätigung sowie die notwendigen Blutentnahmen und Vitamin-B12-Spritzen erinnert. Sie haben zudem die Möglichkeit mit dem Studienteam über eine Chatfunktion in der App zu kommunizieren. Auf diese Weise kann, so hoffen wir, die Compliance der Nachsorge erhöht und somit auch mögliche Komplikationen in dieser Gruppe reduziert werden.“
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann bewerben Sie sich jetzt für das Promotionsstipendium „Digitale Medizin“ der Deutschen Ärzte Finanz und der Deutschen Gesellschaft für Digitale Medizin e.V.. Die Bewerbungsfrist endet am 30. Juni 2024.