So klappt’s mit dem PJ
Mit dem Praktischen Jahr – kurz PJ – bricht für Studierende das letzte Jahr ihres Medizinstudiums an. Und das heißt: Rein in den Klinikalltag und das Gelernte der letzten zehn Semester in die Praxis umsetzen. Was erwartet Medizinstudierende im Praktischen Jahr? Wo finden sie freie Stellen? Wie klappt es mit der Bewerbung? Und gibt es eine Vergütung? Alle wichtigen Informationen zum Praktischen Jahr im Medizinstudium gibt es hier.
Inhalt
PJ: Praktische Erfahrungen sammeln
Das zweite Staatsexamen in der Tasche, die Theorie geschafft – jetzt können Medizinstudierende mit dem Praktischen Jahr beginnen. Das PJ ist eine ganzjährige praktische Ausbildung in Vollzeit an akademischen Lehrkrankenhäusern, Universitätskliniken, Lehrpraxen oder im Ausland. Es findet im letzten Jahr des Medizinstudiums statt. Ob Wundversorgung, Katheterwechsel oder Anamnese: Ziel des PJ ist es, dass angehende Ärztinnen und Ärzte ihre praktischen Fähigkeiten unter realen Bedingungen erproben und festigen. Sie lernen also das Handwerkszeug, um später Patientinnen und Patienten versorgen zu können. Und nach der erfolgreichen mündlich-praktischen Prüfung steht der Approbation nichts mehr im Wege: Sie haben die Erlaubnis, als Ärztin oder Arzt zu arbeiten.
Tertiale: Aufbau der praktischen Ausbildung
48 Wochen umfasst das PJ des Medizinstudiums. Die gliedern sich wiederum in drei Ausbildungsabschnitte – die sogenannten Tertiale – von je 16 Wochen. Medizinstudierende durchlaufen dabei drei Fachgebiete: die Innere Medizin, die Chirurgie und ein Wahlfach, etwa in der Allgemeinmedizin oder in einem klinisch-praktischen Fachgebiet wie die Radiologie, die Kardiologie oder die Frauenheilkunde. Je nachdem, wo Sie Ihr PJ machen, müssen Sie die Tertiale am Stück absolvieren oder können diese in zwei Acht-Wochen-Blöcke aufsplitten. Das hat den Vorteil, dass Sie mehr Stationen kennenlernen oder sogar eine Hälfte im Ausland verbringen können. Stimmen Sie diese Aufsplittung mit dem zuständigen Landesprüfungsamt ab. Zudem ist es möglich, das PJ in Teilzeit zu 50 oder 75 Prozent durchzuführen – vorausgesetzt, es gibt am Ausbildungsort Teilzeitausbildungsplätze. Die Gesamtdauer des PJ verlängert sich in diesem Fall.
Klinik und Co.: drei Ausbildungsorte des PJ
Universitätsklinikum, Lehrpraxis oder Lehrkrankenhaus: Wenn Sie das Praktische Jahr Ihres Medizinstudiums planen, haben Sie die Wahl. Drei Möglichkeiten stehen Ihnen offen. Sie können das Praktische Jahr an Ihrer Heimatuniversität, an einer externen Universität in Deutschland oder im Ausland absolvieren. Auch speziell zugelassene allgemeinmedizinische Hausarztpraxen kommen als Ausbildungsort für Medizinstudierende infrage. Es gibt also keine Beschränkung auf ein Bundesland oder eine Fakultät. Grundsätzlich ist die Heimatuniversität dazu verpflichtet, ihren angehenden Ärztinnen und Ärzten einen PJ-Platz zur Verfügung zu stellen.
Rankings, Berichte und Stellenbörsen
Und wie den perfekten Ausbildungsort fürs Praktische Jahr finden? Informieren Sie sich, welches Lehrkrankenhaus einen guten Ruf hat. Es gibt weltweite Online-Rankings oder PJ-Berichte von Medizinstudierenden aus dem In- und Ausland, die Ihnen die Entscheidung erleichtern. Zahlreiche Stellenbörsen oder Karrierenetzwerke wie Ethimedis liefern einen Überblick, wo Plätze für ein Praktisches Jahr angeboten werden.
Bewerbung für das Praktische Jahr
Sie haben sich für einen Ausbildungsort für das PJ entschieden – jetzt geht´s an die Bewerbung. Wichtig ist dabei, dass die Bewerbungsunterlagen vollständig sind und die Fristen eingehalten werden.
Absolvieren Sie das PJ an Ihrer Heimatuni, reichen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen beim Studiendekanat oder beim zuständigen Landesprüfungsamt ein – das hängt von der Uni ab. Stellen Sie hierfür diese Unterlagen zusammen:
- Antragsformular PJ
- Antrag auf Zulassung zum zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (oder das entsprechende Zeugnis, falls vorhanden)
- Antrag auf Überprüfung erbrachter Leistungsnachweise (also die Scheine des klinischen Studienabschnittes)
- Famulaturbescheinigungen (Anrechnungsbescheid des Landesprüfungsamtes über Famulaturen)
- Physikumszeugnis
Das PJ beginnt entweder im Mai oder im November. Steht die Prüfung im Oktober an, startet das PJ Mitte November. Hier sollten Sie die Fristen im Blick haben, denn die Bearbeitung des Antrages kann bis zu vier Monate dauern. Möchten Sie zum Beispiel das PJ im Herbst beginnen, reichen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bis zum Juni ein. Den genauen Termin erfahren Sie beim Studiendekanat. Haben Sie Ihre vollständigen Unterlagen fristgerecht eingereicht, bekommen Sie den Zulassungsbescheid für das PJ.
Seit 2013 gibt es die PJ-Mobilität. Das heißt, dass Medizinstudierende ihr PJ oder Teile des PJ an jeder Universitätsklinik oder jedem Lehrkrankenhaus in Deutschland absolvieren dürfen – wenn es freie Plätze gibt. Deshalb sollten Sie schnell handeln, denn die Fristen für Externe sind kurz. Informieren Sie sich also frühzeitig über die Fristen und Bewerbungsverfahren Ihres Wunschausbildungsortes, etwa auf der Website. Es gibt auch Unis, die das PJ-Portal nutzen.
Medizinstudium
Bewerbung an einer Uni im Ausland
Ihre Uni kooperiert mit einer ausländischen Uni? Dann ist ein PJ im Ausland eine weitere Möglichkeit. Fragen Sie vorher beim PJ-Büro Ihrer Uni oder beim zuständigen Landesamt nach, ob ein Auslandspraktikum anerkannt wird. Und entscheiden Sie sich früh: Der Bewerbungsprozess dauert sechs bis zwölf Monate.
WeiterlesenVergütung im PJ
Das Praktische Jahr des Medizinstudiums bedeutet oft hohe Wochenarbeitsstunden oder Nacht- und Wochenenddienste. Vielen Medizinstudierenden stellt sich da die Frage nach einer Entlohnung für ihren Einsatz. Eine Pflicht für eine Vergütung gibt es jedoch nicht. Manche Medizinstudierende erhalten gar keine Aufwandsentschädigung, manche 300 Euro oder mehr. Fragen Sie am besten bei den Kliniken nach, wie viel diese im PJ vergüten, oder schauen Sie in bundesweite Rankings.
Faire Aufwandsentschädigung für angehende Ärzte
Verbände wie der Hartmannbund und der Marburger Bund oder die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland fordern schon seit Längerem eine bundesweit einheitliche Aufwandsentschädigung für das PJ, die mindestens dem BAföG-Höchstsatz entspricht. Das wären für das Jahr 2023 934 Euro monatlich.
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