Welche Krankenversicherung lohnt sich für junge Ärztinnen und Ärzte?
Soll ich mich gesetzlich oder privat versichern? Ab wann ist ein Wechsel in die PKV möglich? Und was, wenn ich später Familie habe? Diese Fragen stellen sich viele junge Ärztinnen und Ärzte. Anna, Ärztin in Weiterbildung, hat nachgefragt.
Inhalt
Was bietet die private Krankenversicherung jungen Frauen wie mir?
Das Wichtigste vorweg: Jeder, egal ob Mann oder Frau erhält die vertraglich vereinbarten Leistungen. Und: Die Tarife sind längst nicht mehr geschlechtsspezifisch kalkuliert. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen kassenindividuellen Zusatzbeiträge liegen die Beiträge von GKV und PKV mit ihren Jugend- und Ausbildungskonditionen weitgehend auf vergleichbarem Niveau. Für Frauen (aber auch für Männer!), die Wert auf Top-Leistungen legen, ist die private Krankenversicherung sehr interessant. Die umfassenden Leistungen lassen sich dabei auf die eigenen Bedürfnisse und die individuelle Lebenssituation abstimmen. Zudem sind alle tariflichen Leistungen der PKV, für die man sich einmal entschieden hat, grundsätzlich ein Leben lang garantiert. Gerade während einer Schwangerschaft profitieren Frauen von den Leistungen ihrer privaten Krankenversicherung. So werden sie gerade in dieser wichtigen Zeit besonders engmaschig medizinisch betreut und erhalten umfangreiche Leistungen.
Apropos Familie: Wie sind meine Kinder später abgesichert?
Wenn die ganze Familie in der privaten Krankenversicherung versichert ist, muss für jedes Familienmitglied ein eigener Beitrag gezahlt werden. Eine beitragsfreie Familienversicherung wie in der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es nicht. Jedoch sind die Beiträge in der PKV für Kinder i.d.R. arbeitgeberzuschussfähig. Dafür bietet die PKV Vorteile, die je nach abgeschlossenem Tarif variieren können. Zudem sind die privaten Krankenversicherer verpflichtet, das Neugeborene zu versichern, und zwar auf dem gleichen Versicherungsniveau wie die Eltern. Gesundheitsprüfungen oder Wartezeiten entfallen bei rechtzeitiger Anmeldung.
Was passiert, wenn ich selbst mal krank bin?
Wer gesetzlich krankenversichert ist, erhält bei Krankheit generell in den ersten sechs Wochen Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber. Wer länger arbeitsunfähig ist, erhält ab dem 43. Krankheitstag von der GKV das sogenannte Krankengeld. Dieses ist in Höhe und Dauer begrenzt. Zudem werden vom Krankengeld die Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung abgezogen. Es entsteht eine Einkommenslücke. Hier kommt das Krankentagegeld ins Spiel: Mit dem sogenannten Krankentagegeld, einer privaten Zusatzversicherung, kann diese Einkommenslücke geschlossen werden. Das Krankentagegeld wird bei Angestellten in der Regel ab der sechsten Woche und somit zusätzlich zum Krankengeld ausgezahlt.
Für privat Vollversicherte ist das Krankentagegeld ein absolutes Muss, denn es ersetzt das Krankengeld. Aber egal, ob als zusätzliche Absicherung zum Krankengeld oder als vollständige Absicherung neben einer privaten Vollversicherung – das Krankentagegeld sollte zur Existenzsicherung entsprechend der persönlichen Einkommenssituation gewählt werden. Dabei ist es sinnvoll, insgesamt 80 Prozent des Bruttoentgelts abzusichern.
Werden meine Krankenversicherungsbeiträge im Alter noch bezahlbar sein?
Trotz vieler Unterschiede verbindet die gesetzliche und die private Krankenversicherung eines: Sowohl die Inflation als auch der medizinische Fortschritt lassen die Gesundheitskosten in Deutschland kontinuierlich steigen – Beitragserhöhungen sind daher unumgänglich. Die Beiträge in der GKV werden dabei durch die meist jährliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze erhöht. Die gesetzliche Krankenversicherung finanziert sich nach dem Umlageverfahren, die eingezahlten Beiträge werden also unmittelbar zur Finanzierung der Leistungsausgaben herangezogen. Somit erfolgt in der GKV ein Ausgleich über die Generationen. Aufgrund des fortschreitenden demografischen Wandels in Deutschland müssen die Kosten älterer Versicherter in der GKV künftig von immer weniger jüngeren Beitragszahlern getragen werden.Individuelle Beitragserhöhungen im Krankheitsfall müssen die Versicherten nicht befürchten. Sinkt das Einkommen im Alter, sinken automatisch auch die Beiträge. Denn: In der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Beiträge ausschließlich nach der Höhe des Einkommens erhoben. Die private Krankenversicherung kalkuliert ihre Beiträge dagegen nach dem sogenannten Kapitaldeckungsverfahren: Die Versicherten bauen mit ihren individuellen Beiträgen Alterungsrückstellungen auf. So sparen Privatversicherte bereits von Beginn ihrer Versicherung an für eventuell höhere Krankheitskosten im Alter. Zu beachten ist jedoch: Je später der Wechsel in die PKV erfolgt, desto kürzer ist die Zeit, in der die Alterungsrückstellungen aufgebaut werden können – und desto höher ist der Beitrag. Und noch ein Tipp: Bei Studierenden ist der Gesundheitszustand in jungen Jahren in der Regel sehr gut. Das ist ein Vorteil, den sich angehende Mediziner sichern sollten, sofern sie während des Studiums in der GKV versichert sind. Mit einem sogenannten Optionstarif kann der aktuelle Gesundheitszustand „eingefroren“ und damit der Eintritt in die private Krankenversicherung gesichert werden – sei es für den Wechsel in die private Krankenvollversicherung oder mit einer privaten Zusatzversicherung als Ergänzung zur GKV.
Prävention ist mir wichtig. Was tun die Krankenversicherungen in diesem Bereich?
Mittlerweile verstehen sich die privaten Krankenversicherungen als Gesundheitspartner ihrer Versicherten: Eine ganzheitliche Betreuung, nicht nur im Krankheitsfall, sondern entlang der gesamten Health Journey. Ziel ist es, Gesundheit und Wohlbefinden dauerhaft zu optimieren und zu erhalten. Das Präventivangebot variiert je nach PKV. Wichtige Maßnahmen sind unter anderem die Krebsvorsorge, die Zahnprophylaxe, Schutzimpfungen oder die 3D-Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft. Weitere Angebote sind zum Beispiel zertifizierte Kurse zu den Themen Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung, Entspannung oder dem Umgang mit Suchtmitteln. Auch die psychische Gesundheit rückt immer stärker in den Fokus.Mit der steigenden Nachfrage und Akzeptanz bei den Versicherten wächst auch das Angebot an digitalen Services. Von präventiven Angeboten zur Erhaltung der Gesundheit über qualifizierte medizinische Beratung bis hin zu umfassenden Tipps, wie Krankheitsverläufe positiv beeinflusst werden können. So werden beispielsweise Online-Diagnosen in Form von Videosprechstunden oder Online-Symptom-Checks angeboten.Ein weiterer Pluspunkt der PKV: Die Privaten verzichten in der Regel bei den Vorsorgeuntersuchungen auf die Einhaltung der Altersgrenzen (z.B. beim Mammographie-Screening). Auch die gesetzliche Krankenversicherung baut den Bereich Prävention und Vorsorge mit einem wachsenden Angebot kontinuierlich aus. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und sich einen Überblick über den aktuellen Gesundheitszustand zu verschaffen. Schutzimpfungen und Früherkennungsuntersuchungen wie Zahn- und Krebsvorsorge sowie Ernährungsberatung, Webinare zu Stressbewältigung oder Suchtmittelprävention und Yogakurse runden das Angebot ab.
Welchen Einfluss hat das Thema Niederlassung auf meinen Versicherungsschutz?
Die Niederlassung mit eigener Praxis ist eine Form der Selbstständigkeit und stellt eine interessante Alternative nach der Facharztausbildung dar. Ohne Arbeitgeber tragen Sie die Beiträge zur Krankenversicherung allein. Wenn Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert sind, werden Sie spätestens mit der Niederlassung versicherungsfrei und können entscheiden, ob die private Krankenvollversicherung für Sie die richtige Wahl ist.
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